Mittwoch, 26. Dezember 2007

Nicht die Worte zählen, sondern was dahinter steckt

Weihnachten war ich bei einem Teil unserer Familie beim Abendessen mit Putenbrust, Rotkohl, Knödel und Sauce.
Am 23.12. feierte meine Oma mit ihren Kindern und Enkelkindern ihren Geburtstag im Gasthaus. Es gab gefüllte Gänsebrust, Rotkohl, Spätzle/ Pommes und Sauce.
Nachdem das Abendessen begonnen hatte, sagte ich im Scherz etwas zu der Köchin wie: „Na A., haste nicht gewusst, dass es bei Oma das gleiche gab? Hättest dir ja was Neues ausdenken können! :-)“
Sie entgegnete etwas wie: „Die Putenbrust habe ich Ende November vorbestellt, da wusste ich nicht, was es bei Oma gibt…“
Nach einer Viertelstunde sagte ich: „Lecka A., es schmeckt wirklich gut!“
A: „Tut gut so was zu hören, nachdem Du bisher nur rumgemotzt hast!“
Ups, dachte ich mir, so wirke ich?
Das scherzhafte Frotzeln ist bei ihr nicht als solches angekommen. Ich konnte mich noch ganz genau an meine innere Befindlichkeit erinnern, als ich es sagte: Scherzhaft, liebevoll, spielerisch, wie ein Kind, das eigentlich jemanden streicheln und mit ihm spielen mag. Es war ein warmes Gefühl, irgendwie liebevoll und leicht.
Die Worte an sich aber klingen harsch, beleidigend, verletzend, zumindest können sie Auslöser für viele unerfüllte Bedürfnisse sein, wie Wertschätzung für die Mühe, die es macht so ein Essen herzurichten (allein für die Nachspeise hat sie zwei Stunden in der Küche gestanden), liebevoller Umgang miteinander, Harmonie…
Die Worte klingen wirklich harsch.
Beim Schreiben jetzt und dem Lesen danach habe ich mich etwas schuldig gefühlt, weil mir Kongruenz wichtig ist, ich das leben möchte, was ich lehre.
Und mir auch liebevoller Umgang wichtig ist. Es war ja aus einer spielerischen liebevollen Intention heraus gesagt und ich habe es versucht im Ton zu transportieren, was wohl nicht gelang.
Schade, wieder was gelernt ;-)
Und dieses Phänomen ist so etwas wie ein altes Muster in mir:
Liebe in Form von Frotzeln, Ärgern, Sticheln auszudrücken. So habe ich es gelernt, das fühlt sich gut an, vertraut, verwachsen mit mir. Und ich bedauere etwas, dass es immer wieder Situationen gibt, in denen das Alte und Vertraute kommt, statt es neu und angemessener auszudrücken (eher in Richtung der Vier-Schritte).
Und dennoch war dieses Erlebnis wichtig für mich, weil es mich daran erinnert, dass alles Liebe ist, alles lieb gemeint ist, auch wenn es noch so verkümmert oder verletzend oder unvollkommen ausgedrückt wird, wenn die Worte selbst weit weg von Standard-Giraffisch sind oder vom achtsamen Reden.
Dahinter steckt (immer) die gute Intention, die gute Absicht, der Goldstaub in dem Kieselgeröll.

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