Mittwoch, 13. August 2008

Lesefrüchte: Sylvia Boorstein: Budda oder die Lust am Alltäglichen

Die letzten beiden Tage habe ich in diesem Buch gelesen und bin berührt ob der Klarheit und Ehrlichkeit der Autorin, die Meditation unterrichtet und gleichzeitig Mensch geblieben ist, mit ihren Ängsten und Unvollkommenheiten. 
Ich mag ihre Geschichten, wie sie die zeitlosen Lehren Buddhas mit Erlebnisse verknüpft und so über Begegnungen und Geschichten lehrt und so den Verstand und gleichzeitig den Geist füttert. 
Ich selbst werde leicht moralin, wenn ich versuche weise zu sein. Mein innerer Pastor schwingt sich auf und genießt die eigene Erhabenheit und das Ausgewähltsein, mag die besonderen Zustände des Einsseins und vereinzelte Glücksmomente, die aus dem Alltag hervorstechen.
Sylvia Boorstein ist verbunden mit dem Leben, Mutter von vier oder fünf Kindern, Ehefrau und Meditationslehrerin. Ich mag die kurzen Geschichten über einfache Männer und Frauen, die den Buddhageist in sich haben, ohne jemals meditiert zu haben, einfach so.
Wie die Geschichte von dem Gemüseverkäufer auf dem Lande, der hinten in seiner Garage Zucchini und Kartoffeln verkauft, dort sitzt und nichts tut, nicht denkt, noch wartet. Er sitzt und wenn sich ein Nachbar zu ihm verirrt, dann wird er lebendig und verkauft, spricht, agiert. Danach wieder Stille und Weite. Ohne darüber zu reden oder es als außergewöhnlich zu feiern. 
Vielleicht ist es nur Projektion und der Mann denkt eh die ganze Zeit über den Alltag nach, egal, wurscht, es ist eine von den vielen schönen Geschichten, die ich in dem Büchlein genossen habe. 

„Im Vinaya-Pitaka, einer Sammlung von Mönchsregeln, die Teil der buddhistischen heiligen Schriften ist, lehrte Buddha folgenden Richtlinien für den Ausdruck von Ärger. Er sagte:
Bevor man einem andere einen Rat gibt, sollte man dies bedenken…
Zur richtigen Zeit will ich sprechen, nicht zu unpassender Zeit.
In Wahrheit will ich sprechen, nicht in Falschheit.
Zu seinem (ihrem) Wohl will ich sprechen, nicht zu seinem (ihrem) Nachteil.
Sanft will ich sprechen, nicht barsch.
In Güte will ich sprechen, nicht in Ärger.“
(S. 104)

Ratschläge sind eh verpönt in GFK-Kreisen. „Rat-Schläge sind auch nur Schläge!“ Und ich selbst habe ne gute Liste von Kommunikationssperren ala Thomas Gordon, die wie Sand im Getriebe sind und den Fluss des Miteinanders stören.
Hier geht es ums Reden, das achtsame Reden und in einem vorherigen Blog wurde mal darauf Bezug genommen, wie schwer das ist und manchmal wie ungewohnt. 

In meiner Beziehung merke ich das, wie leicht ein Wolf, ein unachtsam ausgesprochener Wolf einen weiteren Wecken kann oder eine Wunde trifft, die dann wieder auf mich zurückschlägt. Worte können so leicht verletzen und mein Drang, sofort alles auszusprechen ohne Rücksichtnahme und in dem Wunsch nach Ehrlichkeit und Echtheit, ist oft einseitig und wenig liebevoll. 
Mir taugt diese Richtlinie und erinnert mich auch an die Drei Siebe des Sokrates, die ich von einer befreundeten Trainerin bekommen habe:

Die drei Siebe des Sokrates
Zum weisen Sokrates kam einer gelaufen und war voller Aufregung. „Höre Sokrates, das muss ich dir erzählen, wie dein Freund...“
„Halt ein!“, unterbrach ihn der Weise, „hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt?“- „Drei Siebe?“, fragte der andere voller Verwunderung. – „Ja, guter Freund, drei Siebe. Lass sehen, ob das, was du mir zu sagen hast, durch die drei Siebe hindurchgeht. 
Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?“
„Nein, ich hörte es erzählen und ...“ – „So, so! Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb geprüft! Es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst – wenn es schon nicht als wahr erwiesen ist -, so doch wenigstens gut?“ – Zögernd sagte der andere: „Nein, das nicht, im Gegenteil.“ „Hm, hm!“, unterbrach der Weise, „so lass uns auch das dritte Sieb noch anwenden, und lass uns fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich so erregt!“ „Notwendig nun gerade nicht...“ – „ Also“, lächelte der Weise, „wenn das, was du mir erzählen willst, weder wahr noch gut, noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit!“ 
(aus: „Den Menschen heute das Evangelium bringen“, S.21, Pastoralamt der Erzdiözese Wien) 

Und was hat das alles mit der GFK zu tun?
Eine Frage, die mein innerer Wolf stellt, der meint eine geneigte Leserin könnte den gleichen Gedanken haben.
Wurscht! ;-)
Es sind Geschichten, die mich berühren, Gedanken, die mich derzeit ausmachen und deshalb schreibe ich sie auf. 
Für mich steckt in Ihren Weisheit und vieles davon entspricht für mich der Grundhaltung der GFK jenseits der Vier-Schritte. 

Und ich mag Geschichten, habe noch eine, die ich von einer Lehrerin bekommen habe, die ein Einführungsseminar bei mir besucht hatte:

In den Sand geschrieben
Es ist die Geschichte von zwei Freunden, die in der Wüste wanderten. Irgendwann haben Sie gestritten und einer hat dem anderen eine Ohrfeige gegeben. Dies tat dem anderen weh, er sagte jedoch nichts. Er schrieb nur in den Sand: „Heute hat mir mein bester Freund eine Ohrfeige gegeben".  
Sie liefen weiter bis zu einer Oase, wo Sie badeten. Derjenige, der die Ohrfeige bekommen hatte, wäre ertrunken, wenn sein Freund ihn nicht gerettet hätte. Als er sich erhohlt hatte, schrieb er auf einen Stein: "Heute hat mir mein bester Freund das Leben gerettet"
Derjenige, der die Ohrfreige gegeben und das Leben seines Freundes gerettet hatte, fragte ihn: "Als ich Dich verletzt habe, hast Du in den Sand geschrieben und jetzt hast Du auf den Stein geschrieben. Warum?" 
Sein Freund antwortete: "Wenn jemand uns verletzt, müssen wir in den Sand schreiben, wo die Winde der Vergebung es tilgen können. Jedoch wenn Jemand etwas Gutes für uns tut, müssen wir es in den Stein einprägen kein Wind es radieren kann". 
Lerne Deine Verletzungen in den Sand zu schreiben und Deine Befriedigungen in den Stein zu prägen! 

Beim www.nvcsummerfestival.com durfte ich in einer Sternstunde erleben, wie Leo Sofer eine Geschichte intuitiv erzählt hat, einfach seinen Eingebungen und Bildern folgend aus dem vorherigen Gespräch mit der Handvoll Zuhörern. 
Die Geschichte entfaltete sich von alleine und war so magisch, schön, einmalig, dass ich diese Momente im Tippi gerne festgehalten hätte und mich freudig daran erinnere. 
„What do you really want!“ war ein Leitgedanke der sich in drei ineinaner verschachtelte Geschichten ausbreitete und mir selbst höchstes Vergnügen bereitete und mir mehr Klarheit für meinen eigenen Weg gab. 
Es schien mir fast, als sei die Geschichte nur für mich erzählt, ging es doch darum, dem König (dem Politiker) in seinem Menschsein zu unterstützen, ein Traum von mir.
Wer von Euch ein paar Geschichten anhören möchte gehe auf http://www.luminaia.com/stories/latest/ 
Das Summerfestival 2009 wird in Schweden stattfinden, mehr Infos findest du auf www.nvcsummerfestival2009.com 

Genug für heute. 
Bin wieder abgeschweift von dem Buddhistischen Buch hin zu Geschichten, die mehr erzählen als die paar Worte, die ich selbst verzapfe.

Glück auf