Donnerstag, 27. Dezember 2007

GFK und Echtheit

Achtsames Sprechen ist – soweit ich es weiß – ein Grundsatz im Buddhismus. Sorgsamer Umgang der Worte, liebevoller Ausdruck, ein Nicht-Verletzen-Wollen.
Da gibt es ne gewisse Parallele zur GFK.
Wenn ich an die Situation Weihnachten mit A denke, hätte ich auch sagen können
(statt: „Na A., haste nicht gewusst, dass es bei Oma das gleiche gab? Hättest dir ja was Neues ausdenken können!“ :-))
„Du A. ich spüre gerade eine Wärme in mir und hätte die Lust mit dir zu spielen, liebevoll zu käbbeln, würde gerne einen Weg finden, das echt auszudrücken, so dass ich verstanden werde. Und mir ist Wertschätzung wichtig, ich möchte Danke sagen für das leckere Essen und die Mühe, die du dir gemacht hast, uns hier ein schönes Ambiente zu schaffen. Die Musik, der schön gedeckte Tisch, die Zeit und Mühe für das Kochen + Vorbereiten… ja, das alles berührt mich und erfüllt mich mit Freude und Dankbarkeit.“
* innere Kritiker: „Klingt das komisch und etwas gestelzt. So redet doch keiner! Das bist doch nicht Du, sondern nur der GFK-Trainer in dir, die Giraffe“.
* Giraffe: „Du bist unzufrieden, weil Dir Echtheit wichtig ist und Akzeptanz? Viel vertrauter und natürlicher erscheint dir das, was Du wirklich gesagt hast und das andere klingt so unnatürlich?“
* innerer Kritiker: „Genau, das ist nicht echt, sondern aufgesetzt. Danke, du hast mich verstanden!“
Und ich kenne die GFK schon seit sechs Jahren und habe in vielen Bereichen meine alten Sprachmuster, die nach außen alles andere als Giraffisch klingen.
Muss ich sie ändern? Achtsamer Sprechen und wie ein GFK-Roboter klingen?
In meinen ersten Jahren habe ich – zumindest auf GFK-Treffen – sehr strikt nach den Vier-Schritten gesprochen und bekam von einem jetzigen Trainerkollegen folgende Rückmeldung: „Du hast bei unserem letzten Treffen so mechanisch gesprochen und das war mir unangenehm. Jetzt sprichst du so halbwegs normal und das wollte ich dir nur mal sagen!“
Ein Dilemma oder normaler Weg des Lernens??

mein innerer Lehrer malt ein Schaubild auf die innere Flipchart (Bild einer Lernkurve)

Dieses Schema ist eine vereinfachte Darstellung unseres Lernprozesses und kann etwas erleichtern und Orientierung geben. Ich erläutere es am Beispiel des Autofahrens:
Zuerst sind wir inkompetent und uns dessen unbewusst. Bis wir auf die Idee kommen, einen Führerschein zu machen, können wir weder Auto fahren noch sind uns dieses Unvermögens bewusst. Einfach weil wir es nicht brauchen oder es nicht in unser Bewusstsein kommt.
Dann mit dem Nahen des 18. Geburtstages beginnen die ersten Fahrstunden. Und mir ging es beim ersten Mal so, dass ich völlig überfordert war: Lenken, Schalten, auf den Straßenverkehr achten, die drei Pedale auseinander halten. Der Fahrlehrer sagte: "Lenk nur und achte auf den Verkehr, den Rest mache ich."
Wie schwierig das doch ist – auch das Einparken oder Anfahren am Berg… Ich bin bewusst inkompetent und mit jeder Fahrstunden werden ich bewusst kompetenter. Ich achte noch bewusst auf das Schalten, die einzelnen Verkehrszeichen, weiß, wo ich beim Rückwärtseinparken einschlagen muss…
Mit der Zeit geschehen viele Dinge automatisch (meistens nach bestandener Fahrprüfung). Jetzt kann ich Autobahnfahren und dabei Musik hören, es geschieht leicht und vertraut, achte nicht mehr bewusst auf das Schalten oder sonst was. Es ist Fleisch geworden, vertraut.
Genauso kann im Lernen von einer Fremdsprache geschehen oder bei der GFK.
Und die Rückmeldungen: „Das ist ja so unnatürlich!“ kommen meist bei Menschen in der Stufe 2, wo wir bewusst inkompetent sind. Es ist ein Teil des Lernprozesses und vielleicht beruhigt es die geneigte Leserin, dass auch ich immer mal wieder in Stufe 2 bin und das sage ;-).
(Lernen verläuft selten linear, sondern ist ein Weg mit Um-Wegen).

Ist damit das Dilemma gelöst?
Nicht wirklich, aber etwas besser verstanden ;-).

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wenn es nicht wahr, nicht nützlich und unangenehm ist, dann sage es nicht.
Wenn es nicht wahr, nicht nützlich und angenehm ist, dann sage es nicht.
Wenn es wahr, nicht nützlich und unangenehm ist, dann sage es nicht.
Wenn es wahr, nicht nützlich und angenehm ist, dann sage es nicht.
Wenn es wahr, nützlich und unangenehm ist, dann wisse, wann es zu sagen ist.
Wenn es wahr, nützlich und angenehm ist, dann wisse, wann es zu sagen ist.

Den Worten Buddhas zufolge sollen wir auf diese Weise die rechte Rede praktizieren.

Um dagegen nicht zu verstoßen - schlagen die Zen-Meister deswegen ihre Schüler dauernd mit dem Stock?

Was soll man da noch sagen...